FMTM // GTGFreunde des Münchner Trambahnmuseums e.V. |
Die Triebwagen 716 - 721 der Serie J 1.30 der Münchner Straßenbahn wurden während des Zweiten Weltkriegs entwickelt und bekamen deshalb auch den Namen Kriegsstraßenbahnwagen (KSW). Unter den Zwängen der Kriegswirtschaft war unter Leitung der Düsseldorfer Waggonfabrik von allen namhaften deutschen Straßenbahnherstellern ein einfaches, schnell anzufertigendes aber dennoch leistungsfähiges Fahrzeug entwickelt worden, das in gleicher Ausführung in allen Straßenbahnbetrieben des Deutschen Reichs eingesetzt werden konnte. Noch während des Krieges erhielten so neben München u. a. auch Danzig, Dresden, Duisburg, Kattowitz, Köln und Wien Serien dieser Fahrzeuge.
Die 1944 nach München gelieferten Triebwagen wurden ab April 1945 eingesetzt. Sie stammen von der Heidelberger Firma Fuchs, weswegen sich im Alltagsgebrauch bald die Bezeichnung Heidelberger für alle Wagen dieses Typs durchgesetzt hat. Der Triebwagen 721 des historischen Wagenparks ist das letzte gelieferte Fahrzeug der Serie J 1.30 und wurde wegen fehlender Ausrüstungsteile erst im August 1946 in Betrieb genommen. Schon bald nach dem Krieg machte sich die sehr einfache Konstruktion der J-Wagen nachteilig bemerkbar und es wurden mehrere Modernisierungen vorgenommen, mit denen sich vor allem das äußere Erscheinungsbild zum Besseren wandelte. Sowohl beim Fahrpersonal als auch bei den Fahrgästen waren die Heidelberger wegen ihres großen Platzangebots und der recht hohen Fahrgeschwindigkeit sehr beliebt. Zwischen 1948 und 1950 lieferte die Waggonfabrik Uerdingen eine Nachfolgeserie J 2.30 mit 28 Fahrzeugen aus, welche die Wagennummern 722 - 749 erhielten. Zwei Fahrzeuge dieser Serie blieben in umgebauter Form als Salzstreutriebwagen 2930 und 2931 erhalten.
Ab Anfang der fünfziger Jahre fanden die Heidelberger, die meist als Dreiwagenzug mit zwei Beiwagen verkehrten, ihr regelmäßiges Einsatzgebiet auf den stark belasteten Linien 1, 10, 19 und 29, wo sie auch nach Auslieferung der Großraumzüge des Typs M lange Zeit das Rückgrat der Verkehrsbedienung bildeten. Für die J-Wagen wurden ausschließlich die zweiachsigen Beiwagen der Serien i1 - i4 als Anhängewagen verwendet. Der letzte Betriebstag der Type J war der 23. Februar 1973. Rekonstruktionszustand des Triebwagens 721: 1973.
Im Sommer 1949 entstand am Hauptbahnhof Süd diese Aufnahme eines Heidelberger-Zugs der Linie 10 im ursprünglichen, sehr schlichten Anlieferungszustand. Deutlich erkennt man, daß die Heidelberger anfangs Zweirichtungswagen waren und daher auf beiden Fahrzeugseiten Türen besaßen.
Die Typenskizze zeigt einen Heidelberger-Triebwagen im letzten Betriebszustand (ca. 1963-1973).